Eine mitternächtliche Schlossführung. Ein Kammerdiener stellt den Schlossbesuchern die Ahnengalerie vor: Baron von Gnomius, der Rostige Ritter, das eisige Höllengelächter… Die Hauptdarsteller dieses Konzertes aber sind die Kinder und Erwachsenen im Publikum. Sie lernen im Verlauf des Konzertes, schwerelos über Burgzinnen zu wandeln; sie messen sich mit dem Klopfgeist im Wett-Spuken und sie helfen dem alten Glöckner, die Turmuhr zu schlagen.
Der Glöckner
Kurz vor Mitternacht quält er sich aus dem Bett:
der alte, müde Glöckner.
Und dann steigt er die Stufen der Turmtreppe hoch.
Und dann zieht er mühsam das Glockenseil.
Und zieht es zwölf mal…
Der rostige Ritter
Es lebte einst ein junger Ritter,
der war so flink,
dass er im Handumdrehn alle Gegner besiegte…
Das Burgfräulein
Nachts bei Mondenschein
Erschien das Burgfräulein;
Manchmal etwas blässlich,
Doch meistens sehr verlässlich…
Der Nebel des Grauens
Drunten in der Gruft
Da schlummert tief und friedlich
In fest verkorkten Flaschen
Der Nebel des Grauens…
Das Höllengelächter
Erst ist es nur ein Kichern,
ein leises Glucksen, Prusten
doch dann – doch dann – doch dann
dann wird es lustiger
und immer lustiger
und immer lusti- lusti- lusti- lusti- lustiger…
Baron von Gnomius
Baron von Gnomius
macht sich einen Spaß daraus,
jedermann und jede Frau,
egal, wo sie geht, steht, sitzt, liegt,
was sie tut oder spricht
nachzuäffen.
Sehr witzig…!
Burgzinnenwandeln
Im Nebel tappen
(Fotos: Maurice Korbel, 2011. Inszenierung des Theaters Freiburg, 2011. Regie: Katharina Mohr und Andreas Helgi Schmid).
Kinder und Neue Musik, das sind zwei Welten, die angeblich nichts miteinander zu tun haben (...) Pustekuchen. Mit Melodien abseits von Dur und Moll können Kinder sehr wohl viel anfangen, wenn sie denn im richtigen Gewand daher kommen. (...) König nimmt die Kinder richtig ernst. Er weiß, dass sie immer neugierig sind. Aber das muss natürlich auch einen verstehbaren Zusammenhang haben.
(Lippische Landeszeitung, 14.11. 2006)
Die Tastenturmuhr signalisierte Glockenklang, die jaulenden und bizarren Klänge der Instrumente das Ächzen und Krächzen der toteon Seelen in den feuchten Gemäuern der Geisterburg. Der Kammerdiener im Frack mit weiß leuchtenden Handschuhen leitete wie ein vertriockneter Butler mit seiner zerbrechlichen Espenlaubstimme die Burgführung ein. (...) Pädagogik schlich sich ein: auf spielerische, lockere Weise und bemerkenswert komödiantisch. (...) Eine Oboe übersetzte die von den Kindern erfundenen Geisternamen in Klänge. Eine Bassklarinette mimte Höllengelächter. Ein Celloverwandelte sich in einen Klopfgeist. Ein Fagott irrte durch den „Nebel des Grauens“. Töne und Geräusche verbündeten sich. Das Material der zeitgenössischen Musik feierte Einzug in die kindliche Phantasie. Das war ganz wunderbar.
(Die Rheinpfalz, 13. Juni 2006)
GEISTER! ist ein Mitmachkonzert für Familien oder Schulklassen (ca. 3. bis maximal 6. Schuljahr), bei dem Ensemble und Publikum in einen engen musikalischen Dialog treten. Dieser Dialog ist in der Partitur auskomponiert. Anders als in herkömmlichen Kinderkonzerten wird hier also nicht eine bereits bestehende Musik durch Moderationen konzertpädagogisch aufbereitet oder durch eine Vermittlungsdramaturgie mit nachträglich ausgewählten Musikstücken kombiniert. Stattdessen sind die Komposition selbst und ihre Vermittlung an das Publikum zwei gleichberechtigte und zusammengehörige Bestandteile ein- und desselben Konzeptes.
Besetzung:
Ob / Bkl / Sax (Alt und Ten.) / Fg. / Klavier / Vl. / Vc.
Moderator („Kammerdiener“)
Dauer:
Ca. 1h 20 min (inklusive Mitmachaktionen)