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Krieg und Frieden

Biographisches

Meine Anfänge als Komponist fielen in eine Zeit der atomaren Aufrüstung und des Kalten Krieges. Dadurch verknüpfte sich die persönliche und künstlerische Sinnsuche meiner Jugendjahre mit der staatlich verordneten “Gewissensprüfung” als Kriegsdienstverweigerer.

Umfassende Kriegsdienstverweigerung (1986/87)
Zeitgleich zu meinen ersten kompositorischen Gehversuchen begann ich mich mit den Folgen eines potentiellen Atomskrieges auseinanderzusetzen. Es erschien mir als eine schlüssige und notwendige Konsequenz meines angestrebten Berufs, für keinerlei Kriegsdienst zur Verfügung zu stehen. Deshalb knüpfte ich Kontakte zu sogenannten “Totalverweigern”, die sich für ein umfassendes Recht auf Kriegsdienstverweigerung einsetzten und bereit waren, für ihre Überzeugung ins Gefängnis zu gehen.
Ich selbst entschied mich für einen anderen Weg: Ich leistete zwar meinen Zivildienst ab, verweigerte aber mehrere Monate lang die Annahme meines Soldes und verklagte die Bundesrepublik Deutschland auf Anerkennung meiner Verweigerung des Zivildienstes im Kriegsfall. Juristisch blieb diese Klage erfolglos. Persönliche wurde sie zu einer wichtigen und prägenden Erfahrung. Doch mit dem Fall der Mauer und dem Ende des Kalten Krieges rückte das Thema für mich immer mehr in den Hintergrund.

Mehr dazu:
>>> Essay zur Kriegsdienstverweigerung von 1986
>>> Korrespondenz zum Gerichtsverfahren 1986/87

Komponieren in Kriegszeiten

Dies hat sich in den letzten Jahren geändert. Auch wenn Deutschland bisher noch kein unmittelbares Kriegsgebiet ist: Krieg und massive Aufrüstung sind wieder ein Teil unserer Gegenwart geworden. Wir sind von Krieg umgeben und leben Tür an Tür mit Kriegsopfern.
Als Freund und Kollege von Menschen, die Schreckliches erleben mussten, lässt mich diese neue Realität manchmal verzweifeln. Als Bürger, Zeitungsleser und Wähler macht sie mich ratlos: Die einfachen Antworten des Jugendlichen von damals erscheinen mir naiv. Und als Komponist?

Kriegsopfern und Geflüchteten eine Stimme geben
Ich schreibe keine Kompositionen “für den Frieden” oder “über den Krieg”. Lieber nutze ich meine privilegierte Situation und mein künstlerisches Handwerkszeug, um Menschen eine Stimme zu geben, die Krieg erleben mussten oder vor ihm geflohen sind – sei es in jüngerer Zeit oder schon vor vielen Jahrzehnten.
Ihre Perspektive und ihr Erfahrungswissen ist unendlich wichtig für unsere Gesellschaft. Statt uns abzuschotten, das Grundrecht auf Asyl in Frage zu stellen und Schutzsuchende als Bedrohung oder Menschen zweiter Klasse zu behandeln, können und müssen wir ihnen zuhören und von ihnen lernen.

Exemplarisch zeigen, dass Frieden möglich ist
Frieden ist kein statischer Zustand. Er muss immer wieder aktualisiert und mit Inhalt gefüllt werden. Die interreligiöse Arbeit von Trimum ermöglicht ein friedliches Zusammenwirken von Menschen, die in vielen anderen Ländern dazu verurteilt wären, Feinde zu sein.

Ausgewählte Projekte

“Ich bin Afghanin – eine Afghanin, die Schlimmes sah”
Ausschnitt aus Fugato – Verbotene Töne (2017)

“Wir haben überlebt”
Ausschnitt aus Das Lied des Lebens (2013)

TRIMUM: Musikalische Friedensarbeit
Ein Blick in die Trimum-Werkstatt (2015)

Mehr dazu: Musik in Zeiten des Krieges. Gespräch des Trimum-Referententeams.

Singen mit ukrainischen Geflüchteten
Erste Schritte zu einem interkulturellen Willkommenschor in der Dortmunder Nordstadt (2024/25).
>>> Bericht und Ausblick

Podcast “Musik weiter denken”

Wie klingt Frieden?
Gespräch mit dem Friedensforscher Dieter Senghaas
>> mehr dazu